Wie ticken die verschiedenen Generationen bei ihren Finanzen?

Die repräsentative Studie „Liquidität 50Plus“ untersucht im jährlichen Turnus Liquidität und Kreditaufnahme der über 50-Jährigen im Vergleich zur deutschen Gesamtbevölkerung. Im Frühjahr 2019 befragte das Marktforschungsinstitut Forsa im Auftrag der TeamBank AG bereits zum siebten Mal 1.000 Personen im Alter von 18 bis 79 Jahren. Im Rahmen der Befragung wird das Liquiditätsbarometer ermittelt, welches die Stimmung zur finanziellen Situation der Bundesbürger erfasst. Die TeamBank hat die Studie Liquidität 50Plus im Jahr 2013 das erste Mal durchgeführt und deren Ergebnisse seitdem im Jahresrhythmus veröffentlicht.

Liquidität50Plus_Story

Auch wenn sich bereits seit einiger Zeit eine Eintrübung der Konjunktur in Deutschland abzeichnet, zeigen sich die Bundesbürger davon noch weitgehend unbeeindruckt. Denn bei der Einschätzung ihrer Zukunftsperspektive orientieren sich die Menschen in der Regel auch an ihrer aktuellen finanziellen Situation. So sind die meisten Deutschen gemäß der Studie Liquidität 50Plus mit ihrer gegenwärtigen wirtschaftlichen Situation durchaus zufrieden. Der Status der Generation 50Plus hat sich innerhalb des vergangenen Jahres sogar verbessert. Derzeit schätzen 84 Prozent von ihnen die finanzielle Lage als „gut“ oder „sehr gut“ ein. Das entspricht einem Anstieg um fünf Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Noch besser geht es nur den 30- bis 49-Jährigen, von denen 88 Prozent ihre Situation positiv beurteilen. Bei den 18- bis 29-Jährigen teilen 82 Prozent diese Einschätzung.

Zu der positiven Einschätzung der derzeitigen finanziellen Situation passt, dass die Angst vor Altersarmut in der Generation 50Plus derzeit kaum verbreitet ist. 75 Prozent der Deutschen im Alter von 50 bis 79 Jahren sagen, dass sie bei ihrer eigenen Altersvorsorge ein „voll und ganz“ oder „eher“ positives Gefühl haben. Jüngere Generationen machen sich jedoch mehr Sorgen. In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen haben 67 Prozent ein gutes Gefühl bei der Altersvorsorge und bei den 30- bis 49-Jährigen sind es 64 Prozent. Das Vertrauen der über 50-Jährigen in die eigene Altersvorsorge macht sich auch durch die vergleichsweise geringe Bereitschaft bemerkbar, für das Alter vorzusorgen. So plant nur jeder Zweite von ihnen in den nächsten zwölf Monaten „ganz sicher“ oder „wahrscheinlich“ entsprechende Investitionen. In der Generation der 18- bis 29-Jährigen wollen sich im gleichen Zeitraum hingegen 72 Prozent und bei den 30- bis 49-Jährigen sogar 78 Prozent finanziell absichern.

Die Generation 50Plus hält das Thema Altersvorsorge sogar für weniger wichtig als im Jahr 2018. Nur 37 Prozent der 50- bis 79-Jährigen schätzen finanzielle Sicherheit und Vorsorge für die Zukunft als „sehr wichtig“ ein. Das entspricht einem Rückgang um zehn Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Dafür sind die über 50-Jährigen etwas konsumorientierter als bei der letzten Befragung. So stieg der Anteil derer, die ein schönes Auto sowie einen gewissen Luxus für „sehr wichtig“ halten, um je einen Prozentpunkt auf drei Prozent an. Für die Jüngeren hat Altersvorsorge hingegen eine höhere Bedeutung. So sehen 41 Prozent der 18- bis 29-Jährigen und 43 Prozent der 30- bis 49-Jährigen das Thema als „sehr wichtig“ an. Obwohl sie der Altersvorsorge weniger Bedeutung beimessen, sind die über 50-Jährigen mit ihrer Absicherung im Alter zufriedener als jüngere Generationen. Laut der Umfrage sind 26 Prozent der 50- bis 79-Jährigen mit ihrer Vorsorge „sehr zufrieden“. Unter den 18- bis 29-Jährigen ist das nur bei 19 Prozent und unter den 30- bis 49-Jährigen sogar nur bei 15 Prozent der Fall.

Beim Thema Wohnkosten scheiden sich die verschiedenen Generationen

Bei der Studiendurchführung 2019 wurde ein besonderes Augenmerk auf das Ausgabeverhalten der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen in Deutschland gelegt. Zwei von drei Befragten empfinden demnach die Steuerlast als zu hoch (66 Prozent). Dieser Posten führt damit die Negativ-Rangliste an. Ein Drittel der Befragten findet, sie sei zumindest angemessen (32 Prozent). Ein etwas anderes Bild zeigt sich bei anderen Pflichtabgaben. 41 Prozent der Befragten sind der Ansicht, die Sozialabgaben, also zum Beispiel Renten-, Kranken- und Arbeitslosenversicherung, seien zu hoch. Doch 53 Prozent erachten sie als richtig bemessen.

Zu viel bezahlen die Deutschen ihrer Einschätzung nach auch für Benzin und Diesel. Zwei von drei Bundesbürgern sind der Meinung, die Tankkosten seien zu hoch (62 Prozent). Auf dem dritten Platz rangieren die Fahrkarten für Bus und Bahn. Rund jeder Zweite hält hier die Preise für nicht gerechtfertigt (55 Prozent). Das sehen gerade die jungen Deutschen so: Bei den 18- bis 29-Jährigen vertreten 65 Prozent die Meinung, sie zahlten zu viel für den ÖPNV. Das sind zehn Prozentpunkte mehr als bei der Gesamtbevölkerung. Auch Miete und Kosten für Wohneigentum stehen für die Jüngeren in keinem Verhältnis: 63 Prozent und damit 13 Prozentpunkte mehr als der Schnitt erachten diese Kostenpunkte als nicht adäquat. Hier tut sich ein Generationenunterschied auf: In der Generation 50Plus halten lediglich 42 Prozent der Befragten Mieten und Kreditzahlungen für Eigenheime als zu hoch. Das sind acht Prozentpunkte unter dem Mittel aller Deutschen.

Rund der Hälfte der Bundesbürger fehlt bei ihren Finanzen der Überblick

Wenn es darum geht, wie viel sie für Kleidung und Schuhe ausgeben, fehlt rund der Hälfte der Bundesbürger der Überblick. 29 Prozent der Befragten wissen es nur ansatzweise, 13 Prozent praktisch gar nicht. Ähnlich sieht es bei den Kosten für Lebensmittel aus: 24 Prozent der Deutschen haben nur eine grobe Vorstellung davon, wie viel Geld sie monatlich für Brot, Fleisch und Gemüse in die Hand nehmen. Weitere sieben Prozent haben sogar gar keine Vorstellung davon, was sie beim Bäcker, im Biomarkt oder an der Supermarktkasse bezahlen.

Von allen ihren Ausgaben haben die Deutschen am besten ihre Wohnkosten im Blick. 70 Prozent der Bundesbürger wissen sehr genau, wie viel sie monatlich für die Miete oder den Kredit für das Eigenheim aufbringen müssen. Bei den Stromkosten haben noch 60 Prozent der Befragten einen detaillierten Überblick, bei Versicherungen wie Haftpflicht, Hausrat oder Berufsunfähigkeit sind es 57 Prozent. Bei all diesen drei Kostenfaktoren haben junge Menschen zwischen 18 und 29 Jahren unterdurchschnittlich wenig Überblick über die Ausgaben. Bei den Wohnkosten liegen sie acht Prozentpunkte unter dem allgemeinen Mittel, bei den Ausgaben für Strom sogar 23 Prozentpunkte und bei den Aufwendungen für Versicherungen 17 Prozentpunkte. Die Generation 50Plus hat hingegen die Zahlungen für den Strom besonders im Auge: 65 Prozent der Befragten aus dieser Altersgruppe kennen die damit verbundenen Kosten. Damit liegt sie fünf Prozentpunkte über dem Durchschnitt aller Befragter.

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Die Studienergebnisse zeigen, dass die Generation 50Plus einen deutlich besseren Überblick über ihre Ausgaben als die jüngeren Generationen hat. Das lässt eine gewisse Sorglosigkeit der Jüngeren in Bezug auf die eigenen Finanzen vermuten. Eine Rolle könnte diesbezüglich auch der langanhaltende Wirtschaftsaufschwung der vergangenen Jahre seit Überwindung der letzten Finanzkrise spielen. Denn der markante Einbruch der Wirtschaft in den Jahren 2008/09 ist für einen jungen Erwachsenen von heute kaum mehr relevant. Vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Konjunktureintrübung belegt dies die Notwendigkeit, sich gerade jetzt mit dem verantwortungsvollen Umgang mit Geld zu beschäftigen. So setzt sich beispielsweise die von der TeamBank gegründete unabhängige Stiftung ,Deutschland im Plus‘ in Deutschland und Österreich aktiv für die Vermittlung finanzieller Allgemeinbildung ein. Denn geringes Wissen in Finanzfragen ist sowohl für den Einzelnen als auch für die gesamte Volkswirtschaft schädlich.

Weitere Informationen zur Stiftung „Deutschland im Plus“ finden sich unter www.deutschland-im-plus.de.

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